Zahlen der Landeskirche Hannovers – fragwürdig

Re: Gibt die Landeskirche Hannovers systematisch zu niedrige Zahlen zu Betroffenen sexualisierter Gewalt an? / Weitere Betroffene schließen sich der Initiative “Meisterhafte Vertuschung beenden” an und fordern Rücktritt von Landesbischof Meister

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Landeskirche Hannovers hat am 1. Juli 2024 eine Pressemitteilung zu einem Tatkomplex von sexualisierter Gewalt in den Gemeinden Nordholz und Großburgwedel veröffentlicht, in dem ein Diakon der Landeskirche von den 1990er Jahren bis 2002 eine Vielzahl an minderjährigen Jungen missbrauchte. Wie die PM besagt, wurde von Seiten der Fachstelle Sexualisierte Gewalt der Landeskirche letztendlich eine falsche, deutlich zu geringe Anzahl von Betroffenen sexualisierter Gewalt kommuniziert. Wir möchten Ihnen im Folgenden einige Ergänzungen bereitstellen, die uns u.a. zur Verfügung stehen, weil sich der Betroffene aus dem Tatkomplex Nordholz/Großburgwedel unserer Initiative angeschlossen hat. Hier zunächst eine Kurzform – weitere und detailliertere Informationen finden Sie im Anhang.

A. Zahlen der Betroffenen der Landeskirche:
● Die Landeskirche hat im Fall Großburgwedel/Nordholz letztendlich falsche, zu niedrige Zahlen von Betroffenen mit der Öffentlichkeit kommuniziert (vier statt 45).
● Dies ist nicht der einzige Fall, in dem die Zahlen künstlich niedrig gehalten wurden. Auch im Tatkomplex Rosengarten/Wolfsburg wurden der ForuM-Studie gegenüber nur fünf Betroffene angegeben, obwohl nachweislich zehn Betroffene namentlich bekannt waren (E-Mail Verkehr mit der Fachstelle liegt vor).
● Im Anschluss an die ForuM-Studie veröffentlichte die Landeskirche die Zahl von “mindestens 140 Betroffenen”. Heute korrigiert sie diese in ihrer Pressemitteilung zu 190. Wenn auch noch die “vergessenen” Betroffenen aus dem Tatkomplex Wolfsburg/Rosengarten addiert werden, sind wir schon bei 195.
● Auch wenn sie es versucht: Die Landeskirche kann sich nicht hinter der
ForuM-Studie verstecken. Für wissenschaftliche Studien gelten
selbstverständlich besonders strikte Aufnahmekriterien. Wer als Kirche
Verantwortung zeigen möchte, sollte transparent machen, nach welchen Kriterien Menschen als “Betroffene” gezählt werden. Dann bestehen z.B. neben strafrechtlich relevanten Taten auch Kategorien wie “sexualisierte Übergriffe/nicht strafbar” und “Grenzüberschreitungen”, um das sehr vielfältige Spektrum an sexualisierten Gewalthandlungen besser abzudecken.
● Die ForuM-Studie empfiehlt dringend die Entwicklung einheitlicher
Dokumentations- und Statistiksysteme, um Vergleichbarkeit und Auswertung zu ermöglichen. Als größte Gliedkirche könnte die Hannoversche Landeskirche Standards setzen. Im Moment ist leider das Gegenteil der Fall.

B. Weitere Betroffene schließen sich der Rücktrittsforderung gegenüber
Landesbischof Meister an:

● Mehrere Betroffene der Landeskirche Hannovers schließen sich unserer Initiative an:
Jakob Feisthauer (Tatkomplex Großburgwedel/Nordholz), Beate Sachse
(Tatkomplex Rosengarten/Wolfsburg) und Lisa Meyer (Pseudonym, Tatkomplex Georgsmarienhütte/Oesede), die bereits im März bei der Vorstellung der Studie zu Oesede die Rücktrittsforderung formulierte, sowie E.U. (Pseudonym, Tatkomplex ist uns bekannt).


Unser Fazit:
Die Landeskirche pflegt einen ungenauen Umgang mit den Zahlen von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Sie kommuniziert zu niedrige Zahlen.
140 oder 195 – das ist ein Unterschied von 33%!


Wir fragen uns:


Wie viele weitere Fälle bzw. Tatkomplexe gibt es noch, in denen die Landeskirche ähnlich agiert hat? Wie viele dokumentierte bzw. bekannte Betroffene wurden noch unterschlagen? Deswegen sagen wir: Das Versagen der Landeskirche und der Fachstelle sexualisierte Gewalt liegt nicht in der Vergangenheit, sondern setzt sich bis heute fort!

Wir brauchen endlich eine von der Kirche unabhängige, nach klaren Transparenzkriterien arbeitende Ansprechstelle, damit die Vertuschung in der Landeskirche Hannovers aufhört. Landesbischof Meister aber will die bestehende, vertuschende Fachstelle größer aufstellen. Das ist ein klares Zeichen, dass er immer noch nicht erkannt hat, wo die Probleme liegen und wo der auch von mittlerweile fast 300 Mitarbeitenden der Hannoverschen Landeskirche geforderte Kulturwandel beginnen muss.


Mit erstarkter Stimme sagen wir erneut:

Echte Verantwortungsübernahme jetzt!

Rücktritt von Landesbischof Meister!

Wie immer stehen Mitglieder unserer Initiative gerne zu Gesprächen bereit.


Mit freundlichen Grüßen


Horst E., Jakob Feisthauer, Katharina Kracht,
Kerstin Krebs, Lisa Meyer, Dörte Münch,
Beate Sachse, E.U.


Für die Initiative “Meisterhafte Vertuschung beenden!”

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