Was ist der Kulturwandel?

Seit der Veröffentlichung der ForuM-Studie im Januar 2024 hört man vor allem ein Wort immer wieder aus den Mündern der Kirchenoffiziellen: „Kulturwandel“. Doch warum eigentlich? Was hat es damit auf sich?

Der Begriff „Kulturwandel“ im Kontext der sexualisierten Gewalt in der Kirche wurde von Studienleiter Prof. Dr. Martin Wazlawik verwendet. Wazlawik mahnte an, dass angesichts des Umgangs der evangelischen Kirche mit dem Thema sexualisierter Gewalt ein innerkirchlicher Kulturwandel erforderlich sei. In der ForuM-Studie wird konkret davon gesprochen, was das bedeuten könnte. Es geht z.B. darum, dass in der Evangelischen Kirche ein zu positives Selbstbild vorliegt – dieses verschleiert den Blick auf sexualisierte Gewalt und auf die Strukturen, die sie ermöglichen.

Damit verbindet sich also explizit eine scharfe Kritik des evangelischen Selbstbildes von sich als „die gute Kirche“. Doch irgendwie, ganz heimlich, still und leise, ist es geschehen, dass dieses Wort nun ganz anders verwendet wird. Auf EKD-Ebene wird dieser ominöse Kulturwandel immer wieder beschworen, doch auch in der Landeskirche Hannovers ist anscheinend ständig von „Kulturwandel“ die Rede.

Was ist damit eigentlich gemeint? Verbindet sich damit irgendetwas Konkretes, das Betroffenen sexualisierter Gewalt hilft und zukünftige Opfer vermeidet?

Sehen wir an, ob der Landesbischof der größten Gliedkirche etwas dazu zu sagen hat und etwas Konkretes daraus erwächst:

Was ist der Kulturwandel?

Ralf Meister erklärt!

Der Kulturwandel, für den ich einstehe, ist noch ein fragiles Gebilde und noch nicht genug mit Konkretem gefüllt.1

Bedeutet Kulturwandel, dass Ralf Meister Verantwortung übernimmt?

Nein. Ralf Meister erklärt, warum er die Verantwortung bei Anderen sieht.

Wirklich etwas verändern werden wir nur, wenn jede und jeder in seinem und ihren Zuständigkeitsbereich die Verantwortung für diesen Kulturwandel übernimmt und wir alle daran arbeiten, sexualisierte Gewalt in unserer Kirche und den Kampf gegen sie als Thema zu enttabuisieren.2

Ralf Meister hat eingeräumt, dass er in den letzten drei Jahren zu wenig getan hat. Bedeutet der Kulturwandel, dass jetzt schnell etwas für die Betroffenen getan wird?

Nein. Ralf Meister erklärt, wofür man ihn nun brauchen wird.

Für eine kurzfristige verbindliche Erarbeitung einer strukturellen Veränderung sowie für den langfristigen Prozess eines Kulturwandels in unserer Kirche.3

  1. Kirche der Umkehr – Kirche als sicherer Raum (externer Link), Ralf Meister abgerufen am 20.08.2024
    ↩︎
  2. Landesbischof Meister reagiert auf Kritik in offenem Brief (externer Link), Landeskirche Hannovers 04.06.20244 ↩︎
  3. Im Kirchenamt wurden Entscheidungen nicht getroffen, die nötig gewesen wären“ (externer Link), Rundblick Niedersachsen 15.08.2024 ↩︎
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