Ein Jahr ForuM – das Beteiligungsforum (BeFo) rechtfertigt EKD vorgehen und wehrt Kritik von Betroffenen ab

Viele Betroffene sexualisierter Gewalt der evangelischen Kirche sind es gewohnt, dass sie seit Jahren und teils seit Jahrzehnten von der Kirche abgewiesen werden, nicht ernst genommen werden und pathologisiert werden. Auch nach der Veröffentlichung der ForuM-Studie in Januar 2024 hat sich daran für viele Betroffene nichts geändert. Die angebliche Betroffenheit der Kirche war schnell verflogen.

Das Beteiligungsforum (BeFo) besteht aus 17 Personen. Diese setzen sich zusammen aus der kirchlichen Vertretung und den aus der Betroffenenbeteiligung. Die Kirchliche Vertretung besteht aus 9 Personen aus Kirche und Diakonie. Die Betroffenenbeteiligung besteht aus 8 Betroffenen. Diese Betroffenen wurden von der Kirche nach eigenen Maßstäben ausgewählt und arbeiten zum großen Teil selbst bei der Kirche oder der Diakonie. Die Betroffenenvertretung im BeFo heißt nur Betroffenenvertretung . Sie vertritt aber nicht die Interessen aller Betroffener, da sie nicht von den Betroffenen oder einen unabhängigen Kommission gewählt wurde. Die Beiden Sprecher der Betroffenenvertretung sprechen nur für die Betroffenen aus dem BeFo – und nicht für alle Betroffenen.

Was für Betroffene sexualisierter Gewalt nun besonders schmerzhaft ist: Die Betroffenensprecher der Betroffenenvertretung im BeFo scheinen mittlerweile so weit auf EKD-Linie zu sein, dass sie sich auch nicht mehr für die Belange vieler Betroffenen dich nicht von der Kirche in das EKD-Gremium BeFo gesetzt wurden zu interessieren scheinen.

Am 20.01.2025 wurde im ForuM-Bulletin (externer Link), einer Veröffentlichung der EKD, ein Gespräch mit den beiden Betroffenensprechern der Betroffenenvertretung des BeFo veröffentlicht. Dieses Gespräch gibt einen bedrückend tiefen Einblick in die Welt des BeFo, in dem man sich für die Belange vieler Betroffenen scheinbar nicht mehr interessiert. Für viele Betroffenen sexualisierter Gewalt, die nicht von der Kirche in das BeFo gesetzt wurden, ist es schmerzhaft mit anzusehen, dass nicht einmal mehr die Mitglieder der Betroffenenvertretung im BeFo die Interessen der Betroffenen zu vertreten scheint.

Die Sprecherin der Betroffenenbeteiligung im BeFo:

Es gibt aber auch andere Stimmen, die sagen, dass wir eben nur einen kleinen Teil von betroffenen Personen vertreten und nicht für alle sprechen können. Von denen wird unsere Arbeit angezweifelt, das ist völlig legitim. Es braucht einfach unterschiedliche Zugangswege – und wir haben uns eben für das Beteiligungsforum entschieden, das mittlerweile eine hohe Akzeptanz hat. Unsere Meinung zählt. Manchmal müssen wir einfach immer noch mal hartnäckig sein und kämpfen.

Die Sprecherin der Betroffenenbeteiligung im BeFo: scheint nicht verstanden zu haben, dass an der Betroffenenvertretung im BeFo kritisiert wird, dass die Betroffenenvertretung von der Kirche alleine ausgewählt wurde und dass viele Mitglieder der Betroffenenvertretung bei der Kirche oder der Diakonie beschäftigt sind. Gäbe es andere Zugangswege, dann würden viele Betroffene diese nutzen um ihre Anliegen vertreten zu können. Die Betroffenenvertretung im BeFo könnte sich jederzeit für andere Zugangswege einsetzen.

Der Sprecher der Betroffenenbeteiligung im BeFo:

… Ich musste dann aber lernen, und das sage ich auch vielen Betroffenen immer wieder, dass wir tatsächlich ein politisches Gremium sind. Politik heißt Kompromisse zu schließen und eben nicht auf meinen Gesprächspartner „einzuschlagen“. Dann macht der nämlich irgendwann zu. Jeder sollte mal sich selbst befragen: An welcher Bushaltestelle stehe ich eigentlich? Immer noch an der gleichen? Und warum sind die anderen fünf Haltestellen weiter?

Das der Sprecher der Betroffenenbeteiligung im BeFo mit seiner Konsensmentalität den Willen vieler Betroffenen nicht für weniger Wertvoll hält als schlechte Ergebnisse ist für viele Betroffene ein Schlag ins Gesicht. Schlechte Entscheidungen bezüglich sexualisierter Gewalt hat es in der EKD schon immer gegeben – dafür ist kein BeFo erforderlich. Viele Betroffene würden sich starke Betroffenenvertreter im BeFo wünschen, die den Willen dazu hätten angemessene Forderungen durchzusetzen.

Der Sprecher der Betroffenenbeteiligung im BeFo:

Zu Recht gibt es da eine hohe Erwartungshaltung von vielen Betroffenen. Ich muss für mich sagen, ja, manchmal ist mir es zu langsam gegangen. Aber wenn man dann in der AG so tief in den Details und Strukturen ist, dann muss ich anerkennen: Die Kritik ist zu relativieren. Gut, man hätte vielleicht die Personen, die in den Stellungnahmeverfahren mitreden, früher einbeziehen können. Aber rückblickend ist es dennoch ein Meilenstein.

Der Sprecher der Betroffenenbeteiligung im BeFo ist der Meinung, dass er dazu berechtigt ist zu bewerten, ob Kritik an den Ergebnissen der Arbeit des BeFo angemessen ist oder nicht da er selbst „in der AG so tief in den Details und den Strukturen ist“. Sicherlich wären auch viele andere Betroffene gerne in einer AG; leider gibt die EKD dazu jedoch keine Möglichkeit. Sicherlich würden auch viele andere Betroffene gerne von den Betroffenen der Betroffenenvertretung im BeFo über Details aus der Arbeit im BeFo unterrichtet werden. Nur leider ist diese Möglichkeit nicht vorgesehen da die künftigen Mitglieder der Betroffenenvertretung im BeFo Selbstverpflichtungserklärungen unterschreiben müssen in denen Sie unter Androhung des Rauswurfs versichern müssen, dass keine Informationen nach außen getragen werden. Außerdem scheint der Sprecher der Betroffenenbeteiligung im BeFo nicht dazu in der Lage zu sein zu erfassen, dass es auch noch andere Menschen geben könnte die ebenso schlau sind wie er – oder vielleicht sogar noch schlauer.

Die Sprecherin der Betroffenenbeteiligung im BeFo:

Wir haben als AG viel Herzblut reingegeben, um BeNe überhaupt ins Leben zu rufen. Im Lauf der Zeit merkt man dann, das passt doch nicht und wir müssen was verändern. Dann ist es schwierig, die beiden Rollen klar zu trennen: einerseits nicht verletzt zu sein, aber gleichzeitig zu wissen, okay, die haben Recht, das ist noch nicht gut. Dann braucht es unsererseits eine große Resilienz und eine Unterstützung.

Das das Betroffenennetzwerk (BeNe) nicht den Bedürfnissen von Betroffenen entspricht, war wenige Tage nach dem Start von BeNe deutlich erkennbar. Ein gutes Beispiel dafür, dass gut gemeint eben noch nicht gut gemacht ist. Bei der Entwicklung von BeNe wurde scheinbar nur auf die „Expertise“ der Betroffenen aus der Betroffenenvertretung aus dem BeFo gesetzt. Eine Umfrage zur Abbildung der Bedürfnisse der Betroffenen der breiten Masse hat es nicht gegeben. Der IT-Dienstleister wurde wahrscheinlich ebenfalls von Laien beauftragt und eben nicht von Experten. Schade, dass die Erwartungen von vielen Betroffenen so enttäuscht wurden und schade um die einmaligen 600.000 € für BeNe und Schade um die 35.000 € im Jahr für die Moderation.

Die Sprecherin der Betroffenenbeteiligung im BeFo:

Das war genau der Grund, warum wir den Gaststatus in den Arbeitsgruppen und nicht sofort das Einsteigen ins Beteiligungsforum gewählt haben. … Wir brauchen im BeFo Unterstützung von Leuten, die stabil dabeibleiben und nicht im Laufen feststellen: „Oh, ich pack das eigentlich gar nicht.“

Was die Sprecherin der Betroffenenbeteiligung im BeFo: hier verschweigt: das was hier wie eine Schnupperteilnahme klingt die künftigen Mitgliedern der Betroffenenvertretung im BeFo den einstieg erleichtern soll, ist letztendlich nichts anderes als eine Probezeit in der von Seiten der EKD über die Prozessbegleitung des BeFo entschieden werden kann, wen man langfristig in der Betroffenenvertretung im BeFo haben will und wen nicht. Was hier so klingt, als würden man die armen Betroffenen vor Überforderung schützten wollen ist neben einen Pathologisierung nichts anderes als ein Auswahlverfahren im Sinne der EKD.

Der Sprecher der Betroffenenbeteiligung im BeFo:

Wir spüren gerade, dass alles im Wandel ist, unruhig und nervös. Das bin ich auch, muss ich ganz ehrlich sagen, weil wir jetzt zwei Jahre so intensiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Man weiß genau, wie der andere tickt, und oft wird Vertrauliches besprochen. Ich habe von Grund auf immer ein bisschen Schwierigkeiten mit dem Vertrauen. Deshalb habe ich ein bisschen Angst, dass da etwas passieren könnte.

Der Sprecher der Betroffenenbeteiligung im BeFo hat Angst vor neunen Mitgliedern der Betroffenenvertretung im BeFo. Vielleicht hat der Sprecher der Betroffenenbeteiligung im BeFo auch Angst davor, dass die Konsensmentalität und Beschlussfreudigkeit in der Betroffenenvertretung des BeFo geschwächt wird. Nicht auszudenken, welche Angst der Sprecher der Betroffenenbeteiligung im BeFo erste hätte, wenn die gesamte Betroffenenvertretung im BeFo durch eine demokratische Neuwahl ersetzt würde.

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