URAK-Katastrophe in Hannover? Unabhängigkeit leider ausgeschlossen.

Die sogenannte Unabhängige regionale Aufarbeitungskommission (URAK) für den Bereich der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und Bremen soll ab März 2025 arbeitsbereit sein. Viele Betroffene haben große Hoffnungen in die URAK gesetzt.

Die Kommission wird aus 9 Personen bestehen. 3 Personen werden von den den Leitungsorganen der Landeskirchen und der jeweiligen Landesverbände der
Diakonie berufen. Bis Mitte November hätte die Berufung erfolgen sollen; die Kirche hat diesen Termin jedoch verstreichen lassen.

Aus dem Kreis der Betroffenen werden innerhalb der nächsten Wochen drei weitere Delegierte für die URAK gewählt.

Die Bremer Bürgerschaft und die Niedersächsische Landesregierung sollten gemeinsam ebenfalls 3 Personen benennen. Folgende Personen wurden benannt:

Wolfgang Arenhövel (Benannt von der Bremer Bürgerschaft)

Arenhövel war Präsident des Oberlandesgerichts (OLG) Bremen und amtierender Richter am Staatsgerichtshof der Freien Hansestadt Bremen sowie Bundesvorsitzender des Deutschen Richterbundes. Also durchaus ein Mann mit Sachverstand. Leider muss Arenhövel als kirchennah bezeichnet werden. Er engagiert sich für die Kirche in Bremen und fotografiert gerne für die Kulturkirche in Bremen. Seine Schwiegertochter ist Pastorin.

Thela Wernstedt (Benannt von der Landesregierung Niedersachsen)

Wernstedt ist Ärztin und war von 2013 bis 2023 SPD-Abgeordnete im Niedersächsischen Landtag. Sicherlich eine Frau mit viel Wissen und Erfahrung. Leider muss Wernstedt als sehr sehr kirchennah bezeichnet werde. Wernstedt ist Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages und der Landessynode Hannovers. Zudem ist sie Vorsitzende des Konvents der Evangelischen Akademie Loccum und Mitglied im Stiftungsrat der Diakovere Stiftung. Außerdem ist Wernstedt Präsidentin der Klosterkammer Hannover. Noch näher an der Kirche dran geht nicht.

Antje Niewisch-Lennartz (Benannt von der Landesregierung Niedersachsen)

Niewisch-Lennartz ist Juristin und war von 2013 bis 2017 Grüne niedersächsische Justizministerin. Niewisch-Lennartz ist somit sicherlich als politisches Schwergewicht Regierungserfahrung zu bezeichnen. Leider muss auch Niewisch-Lennartz als kirchennah bezeichnet werden. Niewisch-Lennartz ist Mitglied der Kirchenkreissynode Hannover.

Was von vielen Betroffenen befürchtet wurde ist Wahrheit geworden. Die URAK wird alles andere als unabhängig sein. Das die Kirche drei kirchennahe Personen schicken wird steht außer Frage. Dass aber die Personen, die als „unabhängige Experten“ in der Kommission sitzen sollten nun auch allesamt sehr Kirchennah sind, ist ein herber Rückschlag für Betroffenen, die aufgrund ihrer Erfahrungen der Kirche nicht mehr trauen können und vor dieser Institution teilweise auch Angst haben.

6 von 9 Kommissionsmitgliedern fühlen sich zu der Organisation hingezogen, die den Betroffenen sexualisierter Gewalt so viel Leid angetan hat und dies über Jahrzehnte hinweg verleugnet, vertuscht und verschwiegen hat. Von der Kirche ist nichts anderes zu erwarten. Aber dass die Bremer Bürgerschaft und die Niedersächsische Landesregierung beide solche unsensiblen Entscheidungen getroffen haben zeigt, dass die Politik der Kirche im Bereich der Aufarbeitung scheinbar blind vertraut.

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